Der Einstieg in den Journalismus ist so vielfältig wie das Berufsfeld selbst. Unsere Artikelreihe beleuchtet verschiedene Aspekte dieses spannenden Weges und bietet Ihnen umfassende Informationen zu:
In diesem Artikel: Journalismus verstehen – Wege in den Beruf, Haltung, Fähigkeiten: Ein Überblick über die Anforderungen und Möglichkeiten, die dieser Beruf mit sich bringt.
Journalist wird man nicht durch das Tragen eines Presseausweises, sondern durch das Tragen einer Haltung.
Es beginnt oft mit einem Gefühl. Einem Unwohlsein beim Lesen von schlecht recherchierten Artikeln. Einem inneren Drang, die Dinge selbst zu hinterfragen, aufzuschreiben, zu erzählen. Doch während andere in der Schule brav Matheformeln paukten, fragten sich manche von uns schon früh: „Was hat das mit mir zu tun?“ – Willkommen im Journalismus. Der Beruf für alle, die lieber fragen statt folgen, lieber hinterfragen statt hinnehmen – und manchmal einfach nicht anders können, als zu schreiben, zu senden oder zu posten, bis das Netz glüht.
Was ist Journalismus eigentlich?
Ist es der Mann mit der Kamera, der auf Demos „Presse!“ ruft, obwohl er eigentlich für seinen YouTube-Kanal dreht? Oder die Frau mit dem Mikrofon, die in der Talkshow die Sprechblasen sortiert? Journalismus ist weder das eine noch das andere – und doch beides. Es ist ein Handwerk, eine Haltung, eine Kunst des Zweifelns. Und ein Beruf, den viele machen wollen, aber kaum jemand richtig erklärt.
Der Weg: Von der Neugier zur Nachricht
Es gibt kein Patent-Rezept – und das ist auch gut so. Klar, es gibt die klassischen Wege:
- Journalistik-Studium (z. B. in Dortmund oder Eichstätt – aber bitte mit Nebenjob, denn glamourös ist das nicht)
- Volontariat bei Tageszeitung, Funk oder Online-Portal (oft schlecht bezahlt, aber gut fürs Gewissen)
- Medienakademien, die mehr versprechen als sie halten (Vorsicht vor teuren Luftnummern)
Und dann gibt es die Quereinsteiger. Leute mit Biografien wie Bühnenstücke: früher Bäcker, heute Berichterstatter. Früher Lehrer, heute Leitartikel. Sie sind willkommen – meistens. Nur eben schlecht bezahlt und oft überfordert mit der Bürokratie des Medienbetriebs.
Voraussetzungen: Was muss man mitbringen?
- Neugier – die Art, die nicht schläft, bevor sie weiß, warum der Bürgermeister gestern so nervös war.
- Sprache – nicht nur korrekt, sondern pointiert. Wer nichts zu sagen hat, sollte es auch nicht schreiben.
- Hartnäckigkeit – denn manchmal beginnt die Wahrheit beim dritten „Nein“.
- Ethik – ja, das ist ein großes Wort. Aber einer muss den Fakten verpflichtet sein, wenn alle anderen schon Meinungen verkaufen.
Ein Beruf, der kein Schutzschild ist
Ein Presseausweis ist kein Freifahrtschein zur Wahrheit. Er ist ein Werkzeug – nicht mehr, nicht weniger. Wer glaubt, sich mit einer Kamera und einer Website als Journalist ausgeben zu können, irrt. Journalismus ist keine Pose. Es ist eine tägliche Entscheidung für Genauigkeit, Transparenz, Zweifel. Wer sich journalistisch betätigt, braucht nicht nur einen klaren Kopf, sondern auch ein Rückgrat.
Institutionen und Hilfe für den Start
Zum Glück gibt es Fördermöglichkeiten:
- DJV & dju bieten Infos zu Presseausweisen, Honorarbedingungen und rechtlichem Schutz.
- Stiftung Presseausweis erklärt transparent, wer ihn bekommen kann und warum.
- Initiativen wie „Journalismus macht Schule“ zeigen Schüler:innen, was Medienkompetenz bedeutet – und dass es mehr braucht als ein Instagram-Account.
Wer jung ist und etwas bewegen will, findet Einstiegshilfen bei:
- Netzwerk Recherche
- Reporterfabrik
- Correctiv.Lokal
Dazu kommen Stipendien, Förderpreise, Workshops – allerdings oft unterfinanziert, zu kurz gedacht oder nur für die „hippen Metropolen“. Ländliche Nachwuchsjournalisten? Brauchen Glück, WLAN und eine dicke Haut.
Und was ist mit der Bezahlung?
Hier kommt der Teil, bei dem viele weinen oder lachen – manchmal beides gleichzeitig. Volontariate bringen oft kaum mehr als 1.000 Euro brutto. Freie Journalist:innen kämpfen um Zeilengeld, während Verlage sparen, als gäbe es kein Morgen. Und die Festanstellung? Ein Mythos wie der Yeti – selten gesehen, oft bezweifelt.
Aber: Wer dranbleibt, wer eine eigene Stimme entwickelt, wer Qualität liefert, wird irgendwann gehört. Und vielleicht sogar gelesen.
Ein Beruf für Idealisten (und Realisten mit Sitzfleisch)
Journalismus ist kein leichtes Feld. Aber ein lohnendes. Weil es darum geht, die Welt ein bisschen verständlicher zu machen. Wer journalistisch arbeitet, baut Brücken zwischen Menschen, Geschichten und Wahrheiten – auch wenn sie unbequem sind.
Also: Wer Journalist:in werden will, sollte fragen, zuhören, lernen – und nicht sofort senden. Und sich nicht entmutigen lassen, wenn der erste Text niemanden interessiert. Irgendwann kommt der eine Satz, der etwas bewegt. Und dann weiß man: Das hier ist kein Beruf. Das ist Berufung.
Praktische Tipps für den Einstieg in den Journalismus
- Frühzeitige Praxiserfahrung sammeln: Nutzen Sie Praktika und freie Mitarbeit bei lokalen Medien, um erste Einblicke und Arbeitsproben zu erhalten.
- Netzwerke aufbauen: Treten Sie Berufsverbänden wie dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) bei, um Kontakte zu knüpfen und von Weiterbildungsangeboten zu profitieren.
- Fortbildungen nutzen: Institutionen wie die Akademie der Bayerischen Presse bieten Seminare zu verschiedenen journalistischen Themen an.
- Multimediale Kompetenzen entwickeln: In der digitalen Medienlandschaft sind Kenntnisse in Video-, Audio- und Online-Formaten unerlässlich.
- Ethik und Verantwortung beachten: Ein solides Verständnis für medienethische Grundsätze ist für glaubwürdigen Journalismus unabdingbar.
Weiterführende Links
- Deutscher Presserat – Informationen zum bundeseinheitlichen Presseausweis: presserat.de
- Bundesagentur für Arbeit – Wege in den Journalismus (PDF): arbeitsagentur.de
- Reporterfabrik – Online-Journalistenschule: reporterfabrik.de
- Akademie der Bayerischen Presse: journalistenschule.de
Unterstützung durch unseren Verlag
Wir als Verlag legen großen Wert auf die Förderung journalistischer Talente. Wenn Sie mindestens 15 Artikel bei uns veröffentlicht haben und dabei unsere Qualitätsstandards erfüllt wurden, unterstützen wir Sie gerne bei der Beantragung eines Presseausweises. Bitte beachten Sie, dass der bundeseinheitliche Presseausweis in Deutschland in der Regel hauptberuflichen Journalistinnen und Journalisten vorbehalten ist. Dennoch möchten wir engagierten Nachwuchsjournalisten den Einstieg erleichtern und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Für weitere Informationen zum bundeseinheitlichen Presseausweis und den ausstellenden Verbänden können Sie die Website des Deutschen Presserats besuchen.